Unmut: Stadt und TKB beauftragen für den Bau am Fitnesspark eine Firma mit ausländischem Personal.
Sabrina Bächi
Es ist das Regenwetter, dass die TKB nicht brauchen kann. Denn im März möchte sie den neuen Fit-Park in der Güttingersreuti eröffnen. Es ist ein Geschenk an die Bevölkerung zum 150-jährigen Bestehen der Bank.
Der Park entsteht in Zusammenarbeit mit der Stadt. Die Fitnessgeräte sollen auf einem weichen Untergrund stehen, deshalb wird ein Kunststoffboden eingebaut. Dafür muss es aber 14 Tage trocken sein. „Da dies im Januar und Februar nicht zu erwarten ist, hat sich das Bauamt eine Lösung überlegt“, sagt Martin Belz, Chef des Weinfelder Bauamtes.
Man habe der TKB vorgeschlagen ein Zelt über der Baustelle zu errichten. „Da die Stadt sonst nie Zelte aufstellt, sind wir der Empfehlung der Kantonalbank nachgegangen und haben die Festhallen-Vermietung Frauenfeld und einen anderen Anbieter aus der Region um eine Offerte gebeten“, sagt Belz. Die Frauenfender Firma FVF erhielt den Zuschlag und hat in den vergangenen Tagen zwei Festzelte über der Baustelle errichtet.
Bild: Andrea Stalder
Kantonsrat ist wegen deutschem Personal erbost
Dies ist auch Gottfried Möckli zu Ohren gekommen. Der SVP-Kantonsrat aus Basadingen ist Unternehmer und bietet selbst einen Zeltverleih an. Er enerviert sich über die Auftragsvergabe in Weinfelden. Möckli sagt: „Die Festhallen-Vermietung Frauenfeld bezieht ihr Material und das Personal aus Deutschland.“ Das stört ihn. Gerade weil der Auftraggeber die Stadt und die Thurgauer Kantonalbank ebenfalls involviert ist. „Es ist einfach unschön, wenn die Beamten am Schreibtisch nicht darauf achten, wo das Geld am Ende hingeht. Es kann doch nicht sein, dass während Corona deutsche Arbeiter in den Thurgau kommen, um Arbeiten zu erledigen, für die andere Unternehmer hiesige Arbeiter hätten.“
Bruno Straub aus Hefenhofen hat ebenfalls einen Zeltverleih und kam nicht zum Zug in Weinfelden. „Sie wollten uns offensichtlich nicht, das ist zu akzeptieren“, sagt Straub. Aber schade findet er es auch. „Wir hätten das Material und die Arbeiter gehabt und auch einen kürzeren Anfahrtsweg. Und wir haben unsere Geschäftsknoten bei der TKB“ Es sei schade, weil er wegen Corona die Leute zu Hause lassen muss und auf einer Baustelle, die geografisch so nah liege, Arbeiter aus Deutschland am Werk seien.
Bauamtschef Martin Belz bedauert den Vorfall. „Wir haben eine Thurgauer Firma angestellt. Wir wussten nicht, dass etwa die Arbeiter nicht aus der Region sind.“ Man habe aber auch nicht genauer nachgeforscht und sein selbst überrascht über diesen Umstand. Belz sagt: „Im Nachhinein ist man immer schlauer, nun können wir es nicht mehr ändern.“
Bezüglich Offerten ist jedoch alles richtig gelaufen. Erst ab einer Investition von über 150 000 Franken müssen laut Beschaffungswesen mindestens drei Offerten eingeholt werden. „Wir liegen weit unter diesem Betrag und bewegen uns im sogenannten freihändigen Verfahren“, sagt Belz. Dennoch: „Aus meiner Sicht ist es unschön und unglücklich.“
TKB wusste nichts von deutschen Mitarbeitern
Auch die Thurgauer Kantonalbank nimmt auf Anfrage Stellung zum Zeltbau in Weinfelden. Man habe für die Überdachung in Weinfelden vorgängig zwei Offerten von regionalen Firmen eingeholt im Kostenrahmen von 20’000 Franken. Es gab eine fachliche Überprüfung und die Festhallen-Vermietung Frauenfeld (FVF) habe leicht besser abgeschnitten.
„Wir haben eine Referenz für die FVF abgegeben, da wir mit der Firma auch schon zusammengearbeitet und gute Erfahrungen gemacht haben“, sagt Anita Schweizer, Leiterin Kommunikation bei der TKB. <„Die Stadt war aber frei, wem sie den Zuschlag erteilt.“ Dass die Frauenfelder Firma in Deutschland einen Partner habe sei bekannt und könnte auch auf der Website eingesehen werden. „Dass der Auftrag mit Unterstützung von deutschen Mitarbeitenden umgesetzt wird, wussten wir nicht.“ Denn die Thurgauer Kantonalbank berücksichtige wo immer möglich Lieferanten aus der Region.
Sandro Keller, Geschäftsleiter der FVF Zelte-Messebau AG mit Sitz in Frauenfeld, bestätigt, dass beim Zeltbau in Weinfelden deutsche Mitarbeiter eingesetzt wurden. „Die Corona Kriese hat unsere Branche hart getroffen. Das schweisst unsere Unternehmergruppe noch enger zusammen“, sagt Keller.
Es sei ein normaler Vorgang, dass ihr Material ständig in Bewegung ist und von Baustelle zu Baustelle gefahren werde. „Für die Baustelle in Weinfelden wurde das Zelt der FVF in Deutschland abgebaut und gleich auf den LKW verladen und zur Baustelle in Weinfelden transportiert“, sagt Keller. Branchenspezifisch ist eine internationale Zusammenarbeit nichts Unübliches, sagt er weiter. „Das wird von praktisch allen Unternehmen der Eventbranche praktiziert.“ Und er betont: „Wir sind stolz darauf, unseren Sitz in der Kantonshauptstadt Frauenfeld zu haben und hier auch Steuern zu bezahlen.“
Artikel aus Zeitungsblatt unter „Region Weinfelden“.